Mercedes 917 AF als Basisfahrzeug für ein Expeditionsmobil

Basisfahrzeug Mercedes 917 AF als Expeditionsmobil

Der Mercedes 917 AF ist ein gutes Basisfahrzeug für ein Expeditionsmobil, weil er ein guter LKW ist. Die „Leichte Wörther Klasse“ von Daimler Benz wurde von 1984 bis 1997 gebaut.

Der Mercedes 917 AF, das perfekte Basisfahrzeug für ein Expeditionsmobil

Intern wurde die Baureihe auch LN2 genannt. Ab 1985 wurde für einige Modelle Allrad-Antrieb angeboten.

Basisfahrzeug Mercedes 917 AF 1997 OM 366 LA
Der Traum aller Globetrotter, der Mercedes-Benz 917 AF von 1997 mit dem OM 366 LA

Leichte Wörther Klasse

Laut Pressemitteilung – zur leichten Wörther Klasse oder kurz LK – aus dem Jahr 1986 wurden folgende Allradversionen angeboten.

Allrad-LKW:

  • 914 AK, 136 PS
  • 1114 AK, 136 PS
  • 1117 A, 170 PS
  • 1314 AK, 136 PS

Allrad-Feuerwehren:

  • 917 AF, 170 PS
  • 1120 AF, 204 PS

Weitere Motoren

Ab 1991 folgte der 1120 AF mit 211 PS mit der Abgasnorm Euro 1 (Euro 2 ab 1994) und der 1124 AF mit 231 und 240 PS jeweils mit Euro 1 (Euro 2 ab 1994).

Basisfahrzeug Mercedes 917 AF 1997 OM 366 LA Heck
Basisfahrzeug LN2 Heck

Typenbezeichnung LN2

Die Typenbezeichnung der Daimler-Benz AG war damals wie folgt aufgebaut: Die letzten beiden Zahlen hinten gaben die Leistung an, also bei einem 914 AF also rund 140 PS. Die Zahlen davor gab Aufschluss über das zulässige Gesamtgewicht, ein 1314 AK war also ein 13 tonnen LKW. Das K steht für Kipper und das F für Feuerwehr. Das A steht für Allrad. AF für Allrad Feuerwehr Fahrzeug.

Mercedes 917 AF Armaturenbrett
Mercedes 917 AF Armaturenbrett

Der OM 366 LA

Legendär war dabei der verwendete Motor der OM 366 (OM = Ölmotor). Hierbei handelt es sich um einen Reihensechszylinder-Direkteinspritzer-Dieselmotor. Die Baureihe OM 300 ist legendär, alle Motorvarianten gelten als solide. Die Baureihe wurde von 1949 bis 1996 verbaut. Beim OM 366 handelt es sich um die letzte Version der Baureihe OM 300, hierbei beziehen wir uns auf den kleinen Motor bis 6 Liter Hubraum.

Den OM 366 gab es in verschiedenen Ausbaustufen, das A steht für Aufladung (Abgasturbolader) und L für Ladeluftkühlung (Stand 1986):

  • OM 366 => 914 AK / 1114 AK / 1314 AK = 5958 Hubraum 136 PS /100 kW bei 2800 Umdrehungen mit 402 Nm bei 1400 Umdrehungen.
  • OM 366 A => 917 AF / 1117 A = 5958 Hubraum 170 PS /125 kW bei 2600 Umdrehungen mit 560 Nm bei 1400 Umdrehungen.
  • OM 366 LA => 1120 AF = 5958 Hubraum 204 PS /150 kW bei 2600 Umdrehungen mit 640 Nm bei 1400 Umdrehungen.

Zur Erfüllung der Euro 1 und später Euro 2 Abgasnorm wurde der OM366A und OM366LA später ebenfalls in anderen Leistungsstufen / Modellen angeboten, eine recht gute Übersicht findet man hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Mercedes-Benz_LK#Die_Motoren_im_%C3%9Cberblick

Der Motor wurde auch im Unimog U 1550 L / U 2100, im MB-Trac und in der Industrie verbaut.

Basisfahrzeug Mercedes 917 AF

Als Basisfahrzeug für ein Expeditionsmobil dürfte sich insbesondere der Mercedes-Benz 917 AF aus den Baujahren 1995 bis 1997 in der Gewichtsklasse bis 7,49 t anbieten, hier wurde der OM 366 LA mit folgenden Leistungsdaten verbaut:  170 PS / 125 kW bei 2600 Umdrehungen und  575 Nm bei 1200 bis 1500 Umdrehungen.

Mercedes 917 AF Doppelkabine Basisfahrzeug
917AF mit Doppelkabine kurz DOKA

Dieser Motor verfügt nicht nur über die Abgasnorm Euro 2, es handelt sich dabei um die ausgereifteste Version des OM 366 LA, so sollen z.B. die Schrauben am Ölkühler des Turboladers optimiert worden sein.

Expeditionsmobil Mercedes 917 AF Innenraum
Ergonomischer Innenraum LN2

Die Erfolgsgeschichte des OM 366 LA ist beinahe ungebrochen. Zwar wurde er in Deutschland aufgrund der Abgasnorm Euro 3 nach 1998 nicht mehr verbaut, jedoch in Brasilien war der Motor im L-1620 Classic von 1993 bis 2011 verfügbar: http://www.rochalocam.com.br/frota-de-maquinas/pdf/caminhao-L1620.pdf

Leistungssteigerung OM 366 LA

Eine Leistungssteigerung am OM 366 LA mit 170 PS mit der Abgasnorm Euro 2 vorzunehmen ist recht einfach, da er seinem 204 PS starken Bruder von den verbauten Komponenten am ähnlichsten ist. Gern ist die Rede von Leistungssteigerungen von bis zu 300 PS, der jedoch schon mit einem größeren Aufwand verbunden sein dürfte. Hierbei sollte jedoch nicht vergessen werden, das man ein Basisfahrzeug für ein Expeditionsmobil haben möchte. Das bedeutet eine Leistungsvariante zu wählen, die möglichst haltbar ist und zeitgleich den Basiskomponenten (Getriebe, Achsen, Differenzialsperren) des Fahrzeuges entspricht. Mit wenig Aufwand bekommt man wohl an die 200 PS (wie beim 1120) hin, mit Mehraufwand auch 240 PS (wie beim 1124). Einen Einblick in diese Materie bietet der folgende Beitrag aus dem Allrad-LKW-Forum: https://www.allrad-lkw-gemeinschaft.de/phpBB3/viewtopic.php?t=76856

Mercedes OM 366 LA vom MB 917 AF 1997
Mercedes OM 366 LA – die Legende mit Euro 2

Eine Leistungssteigerung von über 240 PS, sollte man für ein Mercedes LK Expeditionsfahrzeug genauestens hinterfragen.

Der neue OM 900

Im Januar 1996 wurde erstmals der neue Motor der Baureihe OM 900 beim LN2 eingeführt. Als OM 904 LA wurde er in der Leichten Klasse angeboten. Hierbei handelt es sich um einen Vierzylinder-Dieselmotor mit 122, 136 und 170 PS. Zu erkennen sind diese Fahrzeuge an der Zusatzbezeichnung „EcoPower„. So gab es dann z.B. den EcoPower 917 von 1996 bis 1998, als der LN 2 vom Mercedes-Benz Atego abgelöst wurde.

Mit der Einführung des Vierzylinder-Motors hat der Motor nun drei Ventile pro Zylinder und mehr Elektronik an Board, damit er die Abgasnorm Euro 3 erfüllen kann. Dieser Motor ist bei Weltreisenden weniger beliebt.

Allrad Expeditionsmobil 917 AF

Als Basisfahrzeug von Daimler Benz ist der Mercedes 917 AF mit dem OM 366 LA für die Nutzung als Expeditionsmobil mit Allrad sehr zu empfehlen. Er gilt als sehr zuverlässig, Mercedes bietet eine sehr gute Ersatzteilversorgung und er lässt sich ablasten, so das ein zulässiges Gesamtgewicht von 7,49 Tonnen möglich sein sollte.

Zwillingsbereifung Mercedes 917 AF Basisfahrzeug
Zwillingsbereifung Mercedes 917 AF Basisfahrzeug

Alternativ wären auch ein 814, 914, 914 AK (alle 136 PS), 817 oder 917 ohne Allradantrieb denkbar. Solche Basisfahrzeuge lassen sich allerdings schwer finden, weil sie im zivilen Bereich häufig bereits ihr Soll erfüllt haben.

Mercedes 917 AF begehbares Dach DOKA
Mercedes 917 AF begehbares Dach der Doppelkabine

Wer in der Lage ist, mehr als 7,5 Tonnen zu bewegen, und auch willens ist die damit verbundenen verkehrsbedingten Nachteile in Kauf zu nehmen, könnte natürlich auch auf die schwereren 1120 AF oder 1224 AF ausweichen. Das Fahrgestell des 1120 soll 6 mm anstatt beim 917 AF 5 mm dick sein, wir hatten noch keine Gelegenheit diese nachzumessen. Verkäufer rieten uns jedoch beim vom 1120 ab, wenn man auf 7,5 Tonnen ablasten möchte. Laut Mercedes Betriebsanleitung gibt es Fahrgestelle zwischen 5 und 7 mm.

Aufbauten LF 16-TS

Feuerwehrfahrzeuge also die AF Modelle haben in der Regel wenig gelaufen und sind gemessen an ihrem Alter in relativ passablen Zustand. Häufig wurden diese Feuerwehren als LF 16-TS mit Doppelkabine ausgeliefert. Dabei gibt es auch Versionen, die noch über einen Tank im Feuerwehraufbau verfügen. Es gibt auch Fahrzeuge, jedoch recht selten, die eine Einzelkabine haben und Einzelbereifung. Meist sind dies Fahrzeuge mit sehr großen Löschtanks.

Feuerwehraufbau Lentner Mercedes 917 AF
Als zukünftiges Weltreisemobil braucht der 917AF einen neuen Aufbau.

Im Bereich der Fahrerkabine gibt es drei Option, Einzelkabine häufig mit drei Sitzplätzen. Die Fernfahrerkabine, bei der man hinter der ersten Reihe noch schlafen kann und die Doppelkabine – die bei Feuerwehren – oft verbaut wurde. Die Option mit Fernfahrerkabine findet man heute eher selten. Etwas Platz in der Fahrerkabine zu haben, kann durchaus Sinn machen z.B. um dort weitere Fahrgäste unterzubringen. Die Doppelkabinen des LN 2 lassen sich jedoch relativ einfach kürzen, was einem alle Möglichkeiten bietet.

Aufbauten gibt es beim LN 2 eigentlich so alles was bei LKW so üblich ist:

  • Pritsche
  • Koffer
  • Plane
  • Feuerwehraufbau
  • Büro-Koffer
  • Kipper
  • usw.

Die besten Chancen noch einen 914 AK mit nicht allzu viel Kilometern zu bekommen, hat man vermutlich bei der Bundeswehr sprich bei der VEBEG.

Radstände

Es wurde wohl je nach Gewichtsklasse unterschiedliche Radstände angeboten. Im Bereich der Allrad-Fahrzeuge (Stand 1986) gab es folgende Radstände: 3.090 mm und 3.640 mm

Fahrkomfort

Auch der Fahrkomfort kommt im Mercedes 917 AF nicht zur kurz. Eine gute Lärmdämmung und Ergonomie überzeugen den Fahrer. Der Schalthebel ist direkt neben dem Fahrer positioniert und somit kann man ganz entspannt schalten. Die Übersicht ist für einen LKW gut und auch die Instrumente lassen sind gut ablesen. Weiteres Komfortmerkmal (sofern verbaut) ist eine Motorbremse. Die Fahrerkabine bietet auch für drei Personen gut Platz.

Geländefähigkeit

Der Mercedes LK verfügt in den Allrad-Versionen nicht nur über vier angetriebene Räder, sondern er wurde auch für die besonderen Anforderungen von Feuerwehren im Gelände konzipiert. Somit verfügen viele 917 AF über ein Heck- und Mitteldifferential. In seltenen Fällen sogar auch noch über ein Vorderachsdifferential. Ein Untersetzungsgetriebe und eine hohen Bodenfreiheit sorgen ebenfalls für eine hohe Geländefähigkeit.

Schalter für Differentialsperren Mercedes 917 AF
Schalter für Differentialsperren Mercedes 917 AF
Eingeschaltete Differentialsperren MB 917 AF
Eingeschaltete Differentialsperren MB 917 AF

Schwachstellen

Große Schwachstellen leistet sich der 917 AF oder auch die Leichte Klasse im allgemeinen nicht. Bei den Allrad-LKW kann es vorkommen, dass die Achschenkellager kaputt gehen. Hier ist das Problem näher beschrieben: https://ln2-forum.de/thread-1185.html?highlight=achsschenkel
Man kann bei Mercedes hierfür noch Reparatursätze bestellen, die Preise liegen je Seite bei rund 600,- EUR netto zzgl. Mehrwertsteuer.

Liegt eine solche Schwachstelle vor, werden nicht mehr alle Bereiche der Achse richtig geschmiert. Bei einer Besichtigung eines Fahrzeuges, sollte man sie die Achskugeln vorn ansehen, ob ggf. Kratzer aufgrund zu geringer Schmierung vorliegen. Mit Hilfe eines Wagenhebers soll man diesen Mangel auch erkennen können, leider haben wir hierzu keine Anleitung.

Fazit

Mit einem Mercedes 917 AF ist man als Basisfahrzeug und späteres Expeditionsmobil für eine Weltreise sehr gut aufgestellt. Insbesondere die letzten Baujahre dürften interessant sein, auch wenn die Preise stetig steigen.

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